www.christoph-stender.de

Ach, wie war das doch…

Erinnern, ganz in mir verschlossen,

die Augen nach innen gewandt, der Blick schweift an Fragmenten des Gewesenen vorbei, manches umnebelt, anderes glasklar.

Die Zeitpunkte auf dem holprigen Rückweg, an denen Erinnerung stehenbleibt oder hüpft, stellen sich irgendwie selbst ein und bevorzugen, je älter ich werde so meine Wahrnehmung, das Frühere. Erinnerung in all ihren Facetten, den helleren wie auch den dunkleren, ist Lebensqualität. Gern schlafe ich in der Nacht von Erinnerungen umgeben ein.

Am Tag, spätestens wenn meine Umgebung mich meint zu brauchen, legt Erinnerung sich zur Ruh, und ich reagiere: „Ich, nein, ich habe doch nicht gedöst.“

Erinnern, Orte, Gegenstände, Hinterlassenes,

sie lassen mich aufmerken, ich gehe in Gedanken durch sie hindurch, streiche mit meiner Hand über sie, Bilder entstehen, deute Gerüche, nehme Blickwinkel ein und so wird im Ausschnitt etwas Vergangenheit.

Erinnern kann mich stolpern lassen,

über mich, weil ich mich erinnere an mich mit Blick auf Sie, einem Gegenüber. Wenn Sie mich bewegen, Ihre Hinterlassenschaft meine Gedankenwelt in Unordnung bringt, dann wird mir wieder klar wie selbstverliebt ich in meine Grundsätze war, die heute betrachtet nicht immer nützlich oder ehrlich waren. In meiner Erinnerung nehmen Sie mich an. Ich erinnere mich an Sie, denn Sie erinnern mich daran, dass ich eigentlich anders sein wollte, manchmal so wie Sie, oft aber nicht so wie ich.

Erinnern an dich!

Bei dir spüre ich noch heute Kraft, weil du mutig für deine Sache eingestanden bist, ehrlich im Herzen und feinfühlend für Menschen. Nicht was du getan hast, lässt mich erinnern, nein, wie du es getan hast, dieses wie, dass nur du so konntest, Deines ist in meine Erinnerung hineingewoben.

Erinnern an Feste

Familienfeste, Feste des Glaubens, Feste der Dankbarkeit. Feste sind verdichtete Erinnerung! Sie holen in die Gegenwart was ein Wir erlebt hat. Feste binden sich an Menschen und schöpfen Kraft aus deren vergangener Lebenszeit. Da sind oft Tränen und Lachen nah beieinander und werden Gegenwart.

Feste stärken mich, besonders meinen Glauben, weil die Glaubensfeste mich an das erinnern, was Menschen vor mir im Glauben erlebt haben.

Erinnern ist auch gemeinsame Suche:

Weißt du noch? Erinnerst du dich noch, wie das war? Ja, genau so muss es gewesen sein, oder war es nicht doch anders? Nein, ich bin mir sicher, aber ich meine du irrst dich. Aber sollten wir da nicht doch besser den, du weißt schon, der damals auch mit dabei war fragen, ach wie hieß der denn noch?

Erinnern an das Vergessen,

lässt spüren, wie die Erinnerung abhandenkommt, die Suche wird häufiger, die Antworten schwieriger, ein Wir beginnt zu verblassen und auch die fragenden Worte „ach, wie war das…“ werden weniger.

Erschienen in: Anzeiger für die Seelsorge 11/2022
Dieser Beitrag wurde in Aufsätze + Artikel, Wortgewand veröffentlicht und getaggt . Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Kommentieren oder einen Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

Einen Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder weitergegeben. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie können diese HTML-Tags und -Attribute verwenden <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*
*

© Christoph Stender | Webdesign: XIQIT GmbH
Impressum

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen