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Dabei sein, so sagt man, sei alles

Wären Sie nicht auch, im Nachhinein, so manches Mal gerne dabei gewesen? Vielleicht nicht direkt in der ersten Reihe, in Mitten der Jünger Jesu. Aber es wäre doch sicherlich sehr interessant gewesen, Jesus ein Stück seines Weges folgen zu können, um mit zu erleben, wie Jesus den Menschen seiner Zeit begegnet ist. Sie hätten dann im Originalton die Aufforderung Jesu an seine Jünger gehört: “Bindet sie los und bringt sie zu mir”. Den Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem hätten Sie Haut nah miterlebt, und die Reaktionen der Bewohner dieser besonderen Stadt würden Sie selbst beurteilen können.

Manchmal beneiden wir die Zeitzeugen, die das Leben Jesu, wenn auch oft nur aus der Distanz, so aber doch live miterleben durften. Gerade in Phasen des Zweifelns an unseren Glauben wünschten wir uns, die Person Jesu betreffend, ein wenig mehr Gewissheit zu haben, um eben nicht alles nur glauben zu müssen, sondern so eine Art Beweis unseres Glaubens zu haben, am Besten noch mit dem Beleg, sogar den Saum seines Gewandes berührt haben zu dürfen.

Dabei sein, so sagt man, sei Alles!

Dann bleiben wir doch einfach, wenn auch nur in der Fiktion, Augenblicke in der Wirklichkeit zur Zeit Jesu, und somit live dabei!

Hören Sie auch Ihre Stimme in der Menschenmenge die da jubelt: “Hosanna dem Sohn Davids”? Halten Sie einen Palmenzweig in den Händen, um mit ihrer Begeisterung für diesen Jesus zu bekennen, ich stehe auch auf der Seite des Sohn Gottes. Ist das Ihre Jacke, auf die gerade der Esel mit seiner kostbaren Fracht tritt?

Und wie geht das denn mit Ihnen in den kommenden Tagen weiter?
Wachen oder schlafen Sie im Garten von Gezemani, während Jesus sich im Gebet angstvoll an seinen himmlischen Vater wendet. Für welche Antwort entscheiden Sie sich im Hof des hohepriesterlichen Palastes auf die Frage der Magd, ob Sie nicht auch einer von “denen” seien. Überlegen Sie sich auch eine Ausrede um ihre “Haut zu retten”, so nach dem Motto: Jesus von Nazaret? Wer ist das? Also ich kenne den nicht? Werden sie gegen den Strom der damaligen Zeit schwimmen, und auf die Frage des Pilatus, ob er nun den berüchtigten Gefangenen Barabas freilassen solle oder Jesus, Ihre Stimme für Jesus erheben, auch wenn Sie dann von allen Seiten angefeindet werden könnten? Würden sie sich mutig vor Jesus stellen und die aufgebrachte Menschenmenge fragen, mit welchem Recht sie den selben Jesus jetzt verspotten, den sie noch vor wenigen Tagen als ihren Helden gefeiert haben.

Stellen Sie sich vor, am Wegrand nach Golgotha stehend von einem Soldaten aufgefordert zu werden, Jesus zu helfen sein schweres Kreuz zu tragen. Könnten Sie noch hinschauen, während mit geschickter Hand ein Handlanger der Mächtigen in der Handwurzel Jesu die günstigste Stelle sucht, um den Nagel durch sein Fleisch in das Holz zu treiben? Und dann diese Hammerschläge, die erst hell klingen, um dann dumpf zu verhallen, aber nicht in Ihrem Kopf!

Dabei sein, so sagt man, sei Alles? Ihr “dabei sein” durch die Gedanken dieses Textes war nur eine Fiktion. Aber kann diese Fiktion nicht doch in die Realität überschwappen wie ein vexier Bild, das immer hin und her springt zwischen dem Bild der Nachfolge Jesu zur Zeit Jesu, und der Nachfolge Jesu zur Zeit Jesu heute? Letzen Endes blieb den Zeitzeugen Jesu genau das selbe was auch uns bleibt: Der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes unseren Erlöser. Damals wie heute allerdings fordert uns dieser Glaube heraus zu Jesus zu stehen, ob gelegen oder ungelegen, um uns zu ihm zu bekennen!

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 24.3.2002
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