www.christoph-stender.de

Der Dreiheiligekönig

Da stehen sie an der Krippe, über 2000 Jahre ist das nun her, und sind überzeugt: Dies ist Gottes Werk. Maria und Josef lassen das Werk „begreifen“, Gott handelt in menschlichen Gebärden. Die Hirten tun, was Menschen tun, wenn das geschieht, was die Welt noch nicht gesehen hat, sie staunen und verstehen nicht.
Und dann treten Macht, Weisheit und Deutung, gekleidet in die verschiedenen Kulturen ihrer Zeit vor das Werk Gottes, und die Tradition drückt ihnen Geschenke in die Hand. Wie hilflos ist das denn, dieser Versuch, das noch nie da gewesene zu dem Gewöhnlichen zu packen, in dem man, der Gewohnheit entsprechend, mit Geschenken agiert: Gold, Weihrauch und Myrre.

Oder sieht das vielleicht für uns nur so aus, weil auch wir heute nur mit dem gewohnten Blick auf die Krippe schauen. Haben Macht, Weisheit und Deutung damals etwa schon begriffen, dass das Ungewohnte der Krippe das Gewohnte auf den Kopf stellt? Geht es in Betlehem vielleicht gar nicht darum, das Werk Gottes höfisch zu bedienen, also das Geschenk Gottes wieder „gut zu machen“, entsprechend unserer Schenktradition, ein Geschenk wird durch ein Gegengeschenk neutralisiert?

Hinschauen, staunen und mehr erwarten, als das Vertraute bieten kann. So sich von diesem Werk Gottes in den Blick nehmen lassen bedeutet, zu sehen was die Welt bisher noch nicht gesehen hat. Dieser An – blick kann die Abhängigkeiten, in die sich Menschen verstricken und verlieren entlarven.

So hingeschaut macht der Dreiheiligekönig keine Geschenke, sondern er lässt etwas los. Das, wovon Macht, Weisheit und Deutung bisher abhängig waren, das lässt der Dreiheiligekönig auf das Kind hin fallen, und befreit sich so von seinen Abhängigkeiten, die im Gewande von Wohlstand (Gold), Macht (Weihrauch) und Ansehen (Myrrhe) daher kommen.

Egal aus welcher Fremde oder Selbstentfremdung kommend, wie der Dreiheiligekönig, und egal ob mit Macht, Wohlstand und Ansehen ausgestattet oder auch weniger, sich dem Werk Gottes immer wieder anzunähern und mit Staunen der Frage sich stellen, wovon mache ich mich abhängig, und diesen ungewohnten Blickkontakt so wagen, wandelt.

C. Stender / M. Lejeune

Dieser Beitrag wurde in Lyrik + mehr veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Kommentieren oder einen Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

Einen Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder weitergegeben. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie können diese HTML-Tags und -Attribute verwenden <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*
*

© Christoph Stender | Webdesign: XIQIT GmbH
Impressum

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen