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Handwerk ist gefragt

Ein Witz erzählt über einen vor einigen Monaten verstorbenen prominenten Politiker, der seine Kritiker, die ihm fast jede Kompetenz abgesprochen hatten, an einen See einlud, um ihnen sein Können eindrücklich zu demonstrieren. Am Ufer versammelt, sahen die geladenen Kritiker nun, wie der Promi über das Wasser ging. Gelangweilt steckten sie die Köpfe zusammen und raunten einander zu: „Nicht einmal schwimmen kann er.“

Jemandem nie etwas recht machen zu können, egal was man kann und wie man sich auch anstrengt, ist Alltag für so manchen Menschen. Diesbezüglich erzählte mir eine sich selbst als ungläubig bezeichnende Person, dass ihre Schwiegermutter ihr vorwarf, sich zu wenig Mühe zu geben, schließlich wären auch andere mit etwas Anstrengung und Disziplin zum Glauben gekommen, das könne doch eigentlich jeder.

Hat Glaube etwas mit Können zu tun, mit einer bestimmten Fertigkeit oder einer Methode, konkret vielleicht mit einem bestimmten Handwerk? Sicherlich kann man sich den Glauben nicht aneignen wie ein gekonntes Handwerk, so gefordert von der oben zitierten Person.  Aber auf die ersten Christen geschaut, lautet die Antwort: Ja! Glauben hat auch etwas mit „Handwerk“, mit Hand anlegen zu tun, denn der Glaubende ist aufgrund seines Glaubens herausgefordert, das handfertige Können Jesu zu „kopieren“.

Eine dieser Handfertigkeiten Jesu war es, Menschen einzuladen, sie zusammen zu führen, Gastfreundschaft zu üben. Gastgeber zu sein, ist eine zentrale Handfertigkeit in der Nachfolge Jesu. Als Gastgeber hinzuführen an einen Tisch des gemeinsamen Essens, Denkens, des Teilens von Erinnerungen und des Träumens. Wir geben uns zu erkennen als auf Christus Bezogene in dem Grad, wie wir Gastfreundschaft „können“. Diese Gastfreundschaft aber kennt keine Bedingungen, kommt selbstlos daher und liebt das noch Fremde.

Gastfreundschaft kann aber auch eine Provokation sein, ist sogar mit Angst behaftet für jene, die sich rundum eingerichtet haben mit dem Gewohnten, Überkommenen, Vertrauten, Schnuckligen, immer so Gewesenen und Liebgewonnenen. Doch Gastfreundschaft geht nicht anders als mit offenen Armen und den Worten: „Sei willkommen, wie du bist.“Gerade dieses „wie du bist“ fällt vielen Menschen schwer, weil das Fremde nicht berechenbar ist bzw. noch nicht von einem selbst „berechnet“, ausgelotet wurde.

Gastfreundschaft ist Dynamik, die ihren Ausgangspunkt nimmt in dem „Ich stelle mich auf dich ein!“ Das zu können ist Profil. Dafür muss man auch nicht über das Wasser hinweg gehen können, wohl aber über ein kleingeistiges Sicherheitsstreben.

Erschienen in: Anzeiger für die Seelsorge 2018 „Wortgewand“
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