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Ohne Inseln Land unter

„Eine Insel mit zwei Bergen“. So beginnt das Lummerlandlied aus der Augsburger Puppenkisten. Dieses Lied lässt in Köpfen Bilder entstehen, schließlich hat das Lummerland ja auch ein eigenes Fotoatelier, in dem Bilder gemacht werden, so auch von dem Gemischtwarenladen der Frau Waas, in dem es erstaunlich gemischte Waren gibt.

Nicht nur diese Insel, Inseln allgemein haben etwas Anziehendes, sie regen die Fantasie an, wecken Assoziationen. Mehrere Millionen Europäer machen jährlich Urlaub auf Inseln, dieses Jahr wohl eher weniger, und es gibt sogar Nationen, die bestehen nur aus Inseln. Die Erde vom All aus betrachtet lässt ahnen: Eigentlich leben wir alle auf Inseln. Reale Inseln haben auch ihre Synonyme, idealistisch angehaucht die „Insel der Glückseligen“, sozial kritisch die „Insel der Reichen“ oder musisch die „Insel der Künste“.

Jenseits von Wahrnehmungen und Assoziationen verbindet eines alle realen Inseln miteinander, sie sind ein abgeschlossener Raum mit eigenen Konditionen.
Dieses Faktum abgeschlossen zu sein, also „Anderes“ ausschließend, ist ihr Charakteristikum und macht reale Inseln einmalig, da ihre Isolation und der damit bedingten hohen Verfügbarkeit von Nischen zu einer (wissenschaftlich belegten) gesteigerten Speziation führt. In solchen Nischen haben Flora und Fauna erstaunliche Arten hervorgebrach, die allerdings dort, wo Brücken und Schiffsverbindungen die „Isolation“ öffneten, wiederum gefährdet waren. Kulturell betrachtet waren Monasterien z. B. auch Inseln innerhalb der Gesellschaft, in deren Nischen einzigartige Entwicklungen und Entdeckungen in Landwirtschaft, Wissenschaft und Ökonomie möglich wurden.

Wortgewand steht der Begriff Insel für die Sehnsucht, innerhalb des Reglements der Norm, dem „Festland“ also an dem sich alle festhalten, einen Raum zu schaffen, in dem werden kann, was dort, wo sich alle festhalten, eben nicht hervorgebracht werden kann.
Übrigens: Demokratische Gesellschaften sollten sich, ihrer Weiterentwicklung dienend, Inseln gönnen, auf denen Gedanken neu zusammengelegt werden, und Erfahrung sowie Wissen verbunden werden mit Quergedachtem, wie in einem Reagenzglas eben.
Merke: Charakteristisch für Diktaturen ist, sie lassen keine Inseln zu, weder auf dem Land noch in den Köpfen „ihrer Menschen“.
Und: Insel der Musik sind Gehirne, stille Kammern, in denen laut Musik gedacht wird.

Weitergehend: Auch unsere Kirchen, besonders wenn sie zu verlanden drohen, müssen sich Inseln gönnen, auf denen einerseits Erhaltenswertes vor ihnen selbst und den „anderen“ geschützt wird, aber andererseits, wie in einem Reagenzglas, Andersartiges im Geist Jesu aus diversen Gemengelagen entstehen kann.

Frage: Sind Sie reif für ne` Insel?

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