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Was ein kleiner Pinguin so sagt

Es ist richtig niedlich, dieses kuschelige Pinguinbaby aus Stoff und Plüsch. Angenehm weich ist dieses Schmusetier in der Hand zu halten. Sein etwas trauriger nach Geborgenheit suchender Blick lässt für Momente vergessen, dass dieser kleine Schützling nur ein Plüschtier ist. Gerade die sogenannten Erwachsenen neigen dazu, solche putzigen Freunde als Kinderkram abzutun, da man ja aus diesem Alter heraus sei.

Aber woher haben die Kinder in unseren Breiten ihren kleinen Kameraden, mit dem sie abends liebevoll in ihr Bettchen gehen? Manches Plüschtiere ist doch das Geschenk eines Erwachsenen. Haben nicht auch Sie Ihren Kindern oder sonst einem kleinen Erdenbürger ein solches Schmusetier geschenkt und mit ihm die selbstlose Botschaft: Der wird schon auf dich aufpassen, du brauchst keine Angst zu haben? Viele Kinder halten mit solch einer Gabe viel mehr in den Händen, als das Produkt der Spielzeugwahrenindustrie. Mit diese Freuden aus Plüsch bergen Kinder liebevolle Worte der Erwachsenen in ihren zerbrechlichen Händen, Worte des Vertrauens, der Geborgenheit, der Zärtlichkeit und der Liebe. Diese eindeutigen Botschaften sind es, denen die Kinder auch in der Nacht vertrauen, und während sie das weiche Fell ihrer Lieblinge streicheln fühlen sie sich von Ihrem ehrlichen Zuspruch aufgehoben und beschützt. Manchmal aber landet so ein Plüschtier unsanft an der Wand, wenn ein Kind sich um die Zuneigung dessen betrogen fühlt, der ihm einen solchen kleinen kuscheligen Freund geschenkt hat.

Im heutigen Evangelium ist die Rede von einem Haus das auf Stein gebaut ist. Das ist ein sicheres Haus, der Sturm kann es nicht wegreißen. Im Gegensatz dazu das Haus, das nur auf Sand gebaut ist, darin sollte sich lieber niemand sicher fühlen. Die konkrete Botschaft Jesu, die hinter diesem Vergleich steht, lautet: Vertraut meinem Wort und tut so den Willen meines Vaters. Den Willen Gottes auf eine Kurzformel gebracht kann so lauten: Gott möchte, dass wir das Geschenk unseres Lebens so annehmen, wie wir es in uns spüren, und Gott für dieses Geschenk danken. Gott beschützt unser zerbrechliches Leben sogar über unseren Tod hinaus. Dies bedeutet aber nicht, dass uns in dieser Welt nichts passieren kann. Gott hat uns mit seinem Wort nicht die Garantie gegeben, wir blieben verschont von Schmerz und Traurigkeit. Auch Grenzerfahrungen die uns sehr weh tun können gehören zu der Realität unseres Lebens, auch wenn wir dies mit Blick auf Gott oft nicht wahrhaben wollen. Deswegen möchten wir manchmal auch, wie die Kinder ihr Plüschtier, den lieben Gott an die Wand werfen, weil wir uns von ihm betrogen fühlen.

Vertrauen in Gott bedeutet, in einer zerrissenen und blutenden Welt Gott an der Seite des Lebens und Vergehens zu trauen, so wie kleine Kinder unseren Worten blindes Vertrauen schenken, und Gott nicht die Realität unseres Lebens zum Vorwurf machen.

Sich Gottes Nähe zu vergewissern, hat uns Jesus keinen Pinguin zum Kuscheln geschenkt, der auch uns Erwachsene spüren ließe, wir sind nicht allein. Jesus setzt da mehr auf Lebewesen aus Fleisch und Blut, er setzt auf die verstehende und bergende Gemeinschaft der Glaubenden, auf die von ihm verschenkte Kirche. Sie sollen die Menschen spüren lassen, dass Gottes Liebe an unserer Seite ist und wir uns so nicht zu fürchten brauchen.

Würden in unserer Kirche mehr Menschen spüren, würden wir als Kirche doch mehr spüren lassen, was so ein kleiner Pinguin Kindern zu sagen in der Lage ist. Ich weiß, wir Erwachsenen sind angeblich aus diesem Alter heraus. Aber ist es wirklich immer gut so erwachsen zu sein?

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 6.6.2002
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