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Karl den Großen als Steinbruch sehen

Karl den Großen als Steinbruch sehen

Diskussion über den Kaiser – Mythos wird benutzt – Bilder einer Ausstellung

Von Nachrichten-Mitarbeiterin Ingrid Peinhardt-Franke

Aachen. “Der verschlissene Karl?« nannte sich eine Gesprächsrunde der Katholischen Hochschulgemeinde. Hochschulpfarrer Christoph Stender fragte Historiker, Kunsthistoriker und Bischof Mussinghoff nach ihren Ansichten.

Überraschende Meinungen oder gar Neuigkeiten gab es indes nicht. Die Gäste saßen im Dunkeln. Nur auf der Bühne, bei den Diskussionsteilnehmern an den Stehtischen, herrschte Licht. Sehr persönlich bemühte sich Hochschulpfarrer Christoph Stender um seine Gäste – die junge Historikerin Heike Nelsen, Georg Minkenberg als Leiter der Domschatzkammer, Mario Kramp als Kurator der Ausstellung “Krönungen” und Bischof Heinrich Mussinghoff.

Im netten Plausch – mehr Frage und Antwort als Diskussion – informierten die Experten über den Stand der Dinge. Über den realen Kaiser Karl gibt es keine objektive Quelle, wiederholte Heike Nelsen die allseits bekannte Information.

Die “Reichsannale”, die gerne hierzu herangezogen werden, sind bereits eine “offiziöse Darstellung”, die nur in Einzelfragen als authentisch gilt. Mario Kramp antwortete auf die Frage, warum man sich mit Karl beschäftigen soll, mit der Gegenfrage nach der Benutzung Karls. “Man muss sich mit der Rezeptionsgeschichte beschäftigen”, meinte er und gab damit auch die Meinung seiner Kollegen auf der Bühne wieder. Auch Georg Minkenberg empfiehlt, die Karlsbilder als Bilder einer bestimmten Zeit mit bestimmten Absichten zu sehen: “Wer hat sie warum in welcher Zeit geschaffen?”

Während Bischof Mussinghoff seinen “privilegierten Blick” vom Dom-Altar auf den Karls-Thron schilderte und noch nie die Versuchung spürte, auf diesem Platz zu nehmen, brachte Mario Kramp die sehr brave Veranstaltung wenigstens mit ein paar flotten Begrifflichkeiten weiter.

Man müsse Karl den Großen als Steinbruch sehen, aus dem sich jeder politisch, religiös und kunsthistorisch bediene, meinte er. Gerne hörte das Publikum, wie er ein wenig aus dem Nähkästchen des Ausstellungsmachers plauderte. Zwischen “toll” und “Disneyland’ schwankten die Einschätzungen der kopierten Rethelschen Karls-Fresken, die bei der Krönungs-Ausstellung gezeigt wurden.

Musik gefiel

Ebenso strittig war seinerzeit die Frage, inwieweit die NS-Zeit thematisiert werden sollte, zumal Goebbels höchstpersönlich auf dem Karlsthron Platz genommen hatte. So wenig Neues die Veranstaltung bot, so sehr gefiel doch die Musik, die zwischendurch gespielt wurde – starker Applaus für das “Eisenburger Trio”.

Quelle: Aachener Nachrichten, 23.1.2001.
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