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Morgenandacht 12.10.

(MP3) von Christoph Stender

WDR, „Morgenandachten“
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Morgenandacht 11.10.

(MP3) von Christoph Stender

WDR, „Morgenandachten“
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Morgenandacht 10.10.

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WDR, „Morgenandachten“
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Morgenandacht 9.10.

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WDR, „Morgenandachten“
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Morgenandacht 8.10.

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WDR, „Morgenandachten“
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Morgenandacht 7.10.

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WDR, „Morgenandachten“
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Beten – stehenbleiben

Beten sei kein Verbrechen! Diese Worte von Papst Franziskus wurden in verschiedenen Medien publiziert. Sie waren eine Reaktion auf das umstrittene Gesetz, vom Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, Ende August unterzeichnet, das die moskaunahe Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) verbietet. Diese Aussage ist im Kontext der päpstlichen Sorge, um die Religionsfreiheit in der Ukraine zu betrachten. Weiter verlautbarte der Papst sinngemäß: Man solle die Menschen, die beten wollen, die Kirche wählen lassen, die sie als ihre Kirche ansehen.

 

Kirche, hier reduziert auf den Kirchenraum, ist aufgrund von konkret erlebter oder „nur“ überlieferter Vertrautheit, ein wichtiger Ort, der es leicht macht, nach langer Zeit wieder neu, immer wieder, oder erstmalig zu beten.

Gerade in der von Russland überfallenen Ukraine sind solche „vertrauten“ Orte in der Not, eine Lebens-, eine Überlebenshilfe.

 

Mir kommt die Redensart meiner Großeltern in den Sinn, die zwei Weltkriege erlebt haben: „Not lehrt beten“. Ja, Menschen wenden sich in Notsituationen an Gott, auch wenn er nicht zu ihren alltäglichen Adressaten gehört. Aber neu oder erstmalig zu beten gründet nicht nur in erlebter Not.

 

Beten ist ein sich ausstrecken, ein über sich selbst hinausgreifen in die Möglichkeit der Realität einer unverfügbaren Macht, der der Mensch sich anzunähern versucht in den Anreden Gott oder Allah.

Das christliche Gebet hält Gott die Lebenssituation des Beters und der Beterin entgegen, gibt IHM Einblick in der Hoffnung, dass ER hinschaut!

Die christliche Tradition hält viele Gebete und Gebetsprofile bereit, um Gott anteilnehmen zu lassen an Alltäglichem und Besonderem.

 

Ein Ratschlag meines Religionslehrers in der Realschule in Krefeld ist mir besonders hängengeblieben. Er wägte ab zwischen den spontanen selbst formulierten Gebeten und den aus der Tradition überlieferten. Sein Tipp: Sprecht mit Gott frei in eurer urwüchsigen Sprache! Aber bedenkt, dass es auch Situationen geben kann, in denen euch eigene Worte schwerfallen, dann betet mit den Worten die Frauen und Männer euch überliefert haben, mit vorformulierten Gebeten.

 

Diese Erfahrung hat sich auch in meinem Leben immer wieder bestätigt. Ich bin zwar mehr der Typ, der Gott häufiger am Tag in kurzen Gebeten einen Einblick in mein Denken, Fühlen und Handeln gibt. Aber in manchen Situationen suche ich ganz bewusst nach Gebeten aus der Tradition.

 

Beten kann der Mensch überall. Kirchenräume sind eine besondere Einladung zum Gebet.

Aber nicht nur besondere Räume, auch nur Quadratmeter große Verortungen können zum Gebet motivieren.

Aus dem Fenster meiner Wohnung im ersten Stock schau ich auf eine solche Verortung, ein Wegekreuz mit einem Korpus, fast lebensgroß. Täglich sehe ich wie Passanten, also Verbeikommende, vor diesem Kreuz stehen bleiben, sich verneigen, bekreuzigen oder beten und manche auch alles nacheinander.

Ich höre nicht, auch wenn ihre Lippen sich bewegen, was sie sprechen und schon gar nicht, was sie denken oder empfinden. Sie bleiben, für andere „Vorbeigehende“ sichtbar, einen Augenblick einfach „nur“ stehen.

Gerade ein „nur“ einfach stehen bleiben dort, wo mir die Arme gestärkt werden über mich hinauszugreifen, lässt fortkommen.

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Der Blick in den Kleiderschrank, ein Bußakt

Sich anziehen und ausziehen ist ein tägliches Ritual und ist verbunden mit der Frage: Wo komme ich her, wo gehe ich hin und was ziehe ich dazu an?

Mit dieser Grundfrage des Menschen bzw. der Menschheit, wo komme ich her und wo gehe ich hin, stehen wir täglich vor unserem oft reich bestückten Kleiderschrank und versuchen dort eine kleidergestützte Antwort auf diese Frage zu finden: Und was ziehe ich dazu an?

Es sind Situationen und Befindlichkeiten, die die Auswahl unserer Kleidung in der Regel lenken: Arbeitsbedingt sollte sie praktisch sein, zum Feiern festlich, in der Clique trendy, zum Trauern bedeckt, beim Sport locker oder im Gericht seriös.  

Kleidung kann aussagen: Ich bin wichtig, ich habe Macht, ich kann mir etwas leisten, ich schlüpfe in eine Rolle, ich bin verkleidet oder ich bekleide ein Amt. Ja, oft trifft noch zu, was Gottfried Keller in seiner gleichnamigen Novelle formulierte: „Kleider machen Leute“. Aber auch Ordnungen und Ränge schaffen Kleider, besonders in ausgeprägten Hierarchien wie im Militär, in der Polizei und auch in den großen christlichen Kirchen und ihren Zeremonien. Dabei kehrt ein Ritual verlässlich wieder, unabhängig welche Kleidung wir angelegt haben; das Ritual, sich zu entkleiden und wieder zu bekleiden. Sich immer wieder auszuziehen und in Folge auch immer wieder anzuziehen ist nicht nur eine fast „bewusstlose“ rituelle Prozedur, sondern auch Ausdruck der Eigenständigkeit innerhalb der Begrenztheit, sonst nackt zu bleiben. Sich selbst nicht mehr an- oder ausziehen zu können, das Ritual also nicht mehr eigenständig zu vollziehen, ist Verlust von Eigenständigkeit, die an der eigenen Würde kratzt.

Unser Be- und Entkleiden verdanken wir dem Biss in den Apfel, die verbotene Frucht vom Baum, der Erkenntnis von Gut und Böse. Diese „Tatsache“ ließ in Folge wissen, was es bedeutet, nackt zu sein und aufgrund dieses Nacktseins Scham zu empfinden.

Dem existentiellen Bedürfnis des Menschen damals, konkret Adam und Eva, die erkannte Nacktheit nun bedecken zu wollen, kam Gott mit dem „Geschenk“ des „Fellkleides“ (Gen 3,21) entgegen, und so nahm die Geschichte des sich An- und Ausziehens des sterblichen Menschen zwischen Geburt und Tod ihren Lauf.

Vor diesem Hintergrund ist heute jeder Blick in den Kleiderschrank ein Bußakt ob des verlorenen Paradieses. Mit der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies wurde die Beschreibung von Natur und Kultur erst relevant.

Die „Geburt“ der Unterscheidung von Natur und Kultur ist anzusiedeln um den Beginn des sich an- und ausziehenden Menschen, durch den Verlust der „selbstverständlichen“ Nacktheit.

In Folge dieses Verlustes sind der Akt der Barmherzigkeit Gottes (das Fellkleid) und der ihr innewohnenden bleibenden Menschenwürde zum verbrieften Menschenrecht gereift. Der Mensch hat das Recht bekleidet zu sein. Aus dem 7. Jh. vor Christus belegt eine beschriftete Tonscherbe das Anrecht eines Taglöhners, das einzige Gewand, welches er als Pfand ablegte und damit nackt war, zurückzufordern.

Auch wenn Bekleidung in einigen Kulturen unterschiedlich gewertet wird, so bleibt die Erkenntnis Erbe: „Nackt fühlen wir uns nicht mehr so richtig wohl, gerade wenn drumherum alle angezogen sind.“

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Danke, dass ich danken kann!

Was sind Sie für ein Typ? Jemand, der sich bedankt, wenn ihm beim Betreten eines öffentlichen Raumes, wie einem Kaufhaus, die Tür aufgehalten wird, oder eher einer, der eine solche Geste kommentarlos hinnimmt?

 

Ich glaube, dass sie als Leserinnen und Leser eines „christlichen“ Blattes, eher ein höflicher Typ sind und zum freundlichen „Türe aufhalten“ oder Danke sagen tendieren.

 

Bei mir ist es auch so, denn ich habe gelernt, mit dem Griff an eine öffentliche Türklinke automatisch zurückzuschauen, um gegebenenfalls demjenigen, der mir „folgt“ die Tür aufzuhalten. 

 

Solch ein einfaches Dankeschön ereignet sich zwar „nur“ an der Oberfläche einer augenblicklichen Kommunikation, die sich leicht verflüchtigt und so von Sender wie Empfänger schnell vergessen wird, aber dieser Dank ist trotz seiner Kurzlebigkeit wichtig für eine Kultur des wertschätzenden Miteinander in unserer Gesellschaft.

 

Es gibt auch einen Dank, tiefer an Bedeutung und nachhaltiger präsent, der einer Zärtlichkeit gleich, unter die Haut geht.

Die Qualität so danken zu können nährt sich aus der Einsicht das Dank eine Gabe ist, danken zu können ist ein Geschenk. Wohl in keiner anderen Spezies sind die Ausprägungen von Dankbarkeit so vielfältig wie in der menschlichen.

Wir können Dankbarkeit durch Worte, Gesten, Blicke, Haltungen, Gaben, Verpflichtungen und Erinnerungen signalisieren.

 

Die Annahme, dass danken zu können ein Geschenk ist, lässt tiefer blicken und vielleicht auch begreifen, selbst eine Gabe zu sein, die sich ihrerseits verdankt weiß von einem Geber: Ich bin eine Gabe, Dank dem Geber. Du bist eine Gabe, Dank dem Geber. Wir sind eine Gabe, Dank der alle Geschlechter umgreifenden Macht, die schenkt!

 

In einem Beratungsgespräch behauptete jemand: „Sie können alles in Frage stellen, nicht aber die Tatsache, dass ich niemandem danken muss, ich habe nichts geschenkt bekommen.“ Das klingt sehr selbstherrlich, und da scheint auch kein Platz zu sein für eine Bescheidenheit, die Folge der Einsicht ist, selbst eine Gabe zu sein.

 

 

 

Anderen fällt es schwer, sich als Geschenk anzunehmen, im Bewusstsein eigener Unfähigkeiten, der Abschnitte verpfuschten Lebens, oder nicht erbrachter Leistungen.

 

Wer dann auch noch den Vergleich mit anderen Menschen bemüht, dem fällt es umso schwerer sich als Gabe zu verstehen und dankbar zu sein, weil es immer Menschen geben wird die schöner, reicher, wichtiger, intelligenter und was auch immer sind als man selbst.

Warum soll man dann danken für dieses Häufchen Elend, als das man sich manchmal empfindet?

In solchen Situationen wird manchmal geraten: Schau dich doch um, da gibt es noch andere, denen es viel schlimmer ergeht als dir, sei doch zufrieden. Sich gut fühlen auf Kosten derer, von denen vermutet wird, sie seien noch schlechter dran? Wie fatal ist denn das!

 

Selbstannahme ist ein Prozess, in dem besonders vertraute Menschen nötig sind, die Anerkennung und Ermutigung vermitteln, Nahestehende die einfach nahestehen.

Ich habe erlebt, dass Selbstannahme auch wachsen kann durch die Annahme des Bekenntnis Gottes zum Menschen: Nach seinem Abbild schuf er ihn.“ Dieses Geschenk annehmen kann kräftigen weitere Schritte zu wagen, um bei sich gut anzukommen.

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Offenbarung

Offenbarung, Gott hat alles gesagt!

Nichts Neues ist zu erwarten die Offenbarung Gottes in dieser Welt betreffend, abgesehen von der subjektiv (persönlich) erlebbaren Gottesberührung. Der Hebräerbrief beginnt: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.“ (Hebr 1,1f.)

Insofern gibt es zu diesem Thema auch auf dieser Seite der Kirchenzeitung nichts Neues zu berichten. Also, alles zu diesem Thema ist längst schon gesagt, „wenn auch noch nicht von mir“, eine Bemerkung, mit der besonders im katholischen Umfeld einige Redebeiträge „verdeckt“ beginnen!

 

Das erfahren Sie in diesen Zeilen z.B. auch nicht: Die Komprimierung dessen, was bisher die Welt schon zum Thema Offenbarung gehört und geschrieben hat, noch neue Kurzformeln des Glaubens verdichtet aus der Offenbarungsgeschichte. Auch werden hier keine neuen Erkenntnisse über die Offenbarung Gottes erörtert, und schon gar nicht unterschiedliche Auffassungen von Offenbarung (in den Weltreligionen) miteinander in einen Dialog geführt. Sodann werden hier auch keine Privatoffenbarungen zum Besten gegeben, oder neue Interpretationen des bisher Interpretierten.

Sie erfahren also nichts Neues. Trotzdem lesen Sie ruhig weiter, denn auch das folgende ist schon x-mal gesagt worden:

Sprechen Sie von der Offenbarung Gottes nicht zu vertraut. Denn was zu vertraut daherkommt, läuft Gefahr, nur oberflächlich -da gewohnt- Beachtung und Wertschätzung zu finden.

 

Offenbarung, damit wir verstehen!

Es ist nicht selbstverständlich, dass Gott mit uns Menschen etwas zu tun haben will! Ebenfalls ist es nicht gewöhnlich, dass das Interesse Gottes an uns Spuren in der Geschichte hinterlassen hat. Die Offenbarung Gottes ist in Raum und Zeit geschehen. Aus menschlicher Sicht könnte festgestellt werden: Das war mutig!

So verbindet die Heilige Schrift mit der Offenbarung u.a. das Zelt, Bäume, Wohnhäuser, Brunnen, Tore und ähnliche alltägliche Knotenpunkte menschlicher Kommunikation. Die Schöpfung an sich ist Offenbarungsort Gottes, wie auch einzelne ihrer Phänomene, z. B. Licht, Blitze oder Strahlen, verhüllende Wolken oder herausragende Naturereignisse. Die „dichteste“ Offenbarung Gottes ist seine Menschwerdung in Jesus Christus.

Gottes Offenbarwerdung bedient sich so der Kommunikationsformen, die der Mensch aufgrund seiner Erfahrung aus der ihm zugänglichen zwischenmenschlichen Kommunikation, entschlüsseln kann. Würde Gott in „seiner“ Sprache sprechen, wir würden nichts verstehen; uns „seine“ Bilder zeigen, wir würden nichts erkennen.

 

Offenbarung und Du!

Das nun Folgende ist auch nicht neu: Unsererseits tut es gut, von der Offenbarung ganz persönlich und verdichtet so zu sprechen, dass nach wenigen Minuten das Gefühl aufkommen kann, etwas Spürbares von der Offenbarung Gottes in Wort und Emotion gebracht, vielleicht sogar staunend Lust auf mehr geweckt zu haben.

Einem so Offenbarwerden, geht die Offenbarung Gottes voraus. Offenbarung auf den Punkt gebracht: Unserer Offenbarung geht die Offenbarung voraus.

Etwas Neues für Sie wäre vielleicht: Sich selbst zuzuhören, wenn Sie anderen von Ihrer Offenbarung der Offenbarung erzählen.

 

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