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Danken, wo ist das Problem?

Was sind Sie eigentlich für ein Typ? Sind Sie jemand, der sich beim betreten eines Geschäftes, wenn ihm denn die Türe aufgehalten wird, bei seinen „Vorgänger“ freundlich bedankt?

Oder nehmen Sie eine solche Freundlichkeit kommentarlos hin und spazieren gelangweilt durch die für Sie offen gehaltene Tür?

Ich gehe mal davon aus, dass sie als Leserinnen und Leser eines „katholischen Sonntagsblattes“ eher ein höflicher Typ sind und „zum Türen aufhalten“ tendieren.

Bei mir ist es auch so, es steckt einfach in den Knochen, weil ich es so gelernt habe: Mit dem Griff an einen öffentlichen Türknauf schauen ich automatisch zurück, um gegebenenfalls demjenigen, der mir „folgt“ die Türe aufzuhalten.

Ich ärgere mich auch jedes Mal wenn Leute ohne jeden Kommentar diese kleine Geste der Höflichkeit einfach ignorieren. Manchmal sage ich dann selber gut vernehmbar „Bitteschön“ und „Dankeschön“, um den an mir vorbeiziehenden wenigstens ein schlechtes Gewissen zu machen, wohl eher erfolglos.

Würde ich mein Verhalten abhängig machen von der Häufigkeit wie oft eigene Rück – sicht mit einer Geste, einem Dankeschön gewertschätzt würde, dann müsste ich heute eigentlich jedem Menschen, der hinter mir eine Eingangstüre durchschreitet, die Türe vor der Nase zuschlagen. Aber, man ist ja eben höflich!

Sich für Kleinigkeiten zu bedanken gehört zum guten Ton. Der hier angesprochene Dank gehört somit in die wichtige Kategorie flüchtiger Alltagshöflichkeiten. Dort einzuordnen ist beispielsweise auch die elterliche Aufforderung an ihr beschenktes Kind:  „Bedank dich doch endlich bei deiner Oma!“, auch dann, wenn diese mit ihren zum Kuss bereiten Lippen in den Startlöchern steht.

Dank kennt aber auch eine andere Kategorie, die gekennzeichnet ist durch „Nachhaltigkeit“. Hier spreche ich von dem Dank, gründend in der Erkenntnis, sich selbst verdankt zu wissen. Anders formuliert: Danken für die Gabe, die man selber ist. Also nicht danken für ein  Präsent oder eine Höflichkeit, sondern  für die eigene Existenz.

Die Konsequenz solch mutigen Dankens ist Bescheidenheit, aber nicht verstanden als zurückstecken sondern als Bewusstwerdung. Sich darüber bewusst werden, dass ich selbst ein Geschenk bin, also sich mit sich bescheiden. Bescheiden sich so in den Blick zu nehmen bedeutet mit unter aber auch mit sich die Welt verändern zu wollen.

Oft fällt genau das schwer, sich so als Geschenk zu betrachten, im Bewusstsein eigener Unfähigkeiten, den Abschnitten verpfuschten Lebens, den Pannen und nicht zuletzt den Gemeinheiten die man so drauf hat. Bemühen wir dann auch noch den Vergleich mit so manch anderem, dann fällt es noch schwerer für sich zu danken, weil es immer Menschen gibt die schöner, reicher, wichtiger, intelligenter und was auch immer sind.

Warum soll man dann Danken für dieses Häufchen Elend, als das man sich manchmal empfindet oder sogar oft auch ist. Für das Geschenk genau das zu merken, zu merken das man was ist, sich zu fühlen, sich anzufühlen, da zu sein, sich zu erleben. Danken dafür, dass ich keine Fruchtfliege bin, die auf dem Apfel zerdrückt wird ohne dass jemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird.

Wer so danken kann, hat auch ein Gefühl dafür, wie andre sich fühlen wenn sie sich als Geschenk begreifen und annehmen. Danken im Kern bedeutet, selber  zur Kenntnis zu nehmen das ich bemerkt worden bin. Ich danke dafür, dass ich nicht übersehen wurde, dass jemand mich bemerkt hat.

Bemerkt zu werden und die Türe im Geschäft aufgehalten zu bekommen, ist kleine Kenntnisnahme, dankenswert!

Bemerkt zu werden und von Gott die Türe des Lebens aufgehalten zu bekommen, ist große Kenntnisnahme, dankenswert.

Erschienen  in: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland, 2. Oktober 2010
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