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Er kennen mich nicht.

Es stimmte alles: Haare, Figur, die Augen und besonders der Mund. Vor Jahren hatten wir uns zuletzt gesehen, und in diesem Augenblick meinte ich sogar ihn ein wenig vermisst zu haben. Denn ich war mir sicher, da steht Vadim keine drei Meter von mir entfernt am Schalter.

Diese wenigen Meter schlich ich mich fast an, um dann mit einem „Hallo Vadim“ ihn zu überraschen. Die kühle Reaktion „sorry“ roch schon nach Irrtum. Kennen wir uns, fragte mein Gegenüber,  worauf  ich antworte „Ich dachte… „ und er meinte „Ich Sie aber nicht!“

Er kannte mich nicht, ich war mir so sicher, wie peinlich. Ich steckte das weg, bis Wochen später, wieder unterwegs auf dem Gleis, mir dieses „Ich kenne Sie nicht“ in den Sinn kam und damit verbunden die Frage: „Von wem will ich eigentlich gekannt, genauer gesagt, erkannt werden?“

Vor wem möchte ich mich zu mir bekennen, mit all dem was zu mir gehört, auch den Abgründen. Denn gekannt werden heißt zulassen, und (fast) alle Persönlichkeitsrechte hinter sich lassen.

Fromm weiter gedacht: Habe ich Gott eigentlich erlaubt, mir so nahe zu kommen, dass er mich in- und auswendig kennt, erinnern Sie sich an die „gezählten Haare auf dem Haupt“?

Gott ist kein Demokrat, er lässt nicht abstimmen und die Persönlichkeitsrechte gewichtet er nach seinem Maß. Mit welchem Recht?

Gott kennt einfach. Ein „kenne ich nicht“ kennt er nicht. Was macht er mit diesem universalen „ich kenne dich“? Ich habe keine Ahnung, aber eine Hoffnung und die liegt jenseits des Datenschutzes: Aufgehoben zu sein!

Schriftstelle: Mt 7, 21-27

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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