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Gesund sein bedeutet, die Krankheiten der Nachbarn zu haben.

Lepra und andere Hautkrankheiten, zur Zeit Jesu Aussatz genannt, bedeuteten für die „befallenen“ Menschen damals gnadenlose Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die Gesunden wollten unter sich bleiben, ansteckungsfrei. So blieb den Ausgesetzten zwangsläufig nur die „Gesellschaft“ der Kranken. Lepra existiert auch heute noch z.B. in Afrika, ist aber epidemisch betrachtet unter Kontrolle. Es gibt allerdings auch eine moderne Art von „Aussatz“, allerdings nicht mehr erkennbar an krankhaften Hautveränderungen.

Der „Aussätzige“ unserer Tage  wird dingfest gemacht durch die Feststellung: „Der ist ja krank“. „Krank“ meint hier nicht einen medizinischen Befund, sondern „krank“ will sagen: Dieser Mensch ist auffallend anders als man selbst. Solch Sprachgebrauch nimmt sich das Recht auszugrenzen, weil jemand, verglichen mit einem selbst, eben  anders ist: unangepasst, ausgeflippt, unbeherrschbar, nicht linientreu eben irgendwie abgedreht vom „normalen“ Kurs.

Kurz gesagt: Jemand wird als „krank“ bezeichnet, weil er der gesunden Gesellschaft – Kirche ist da nicht ausgenommen – nicht passt. Dieses Anders-sein als man selbst kann Angst machen, wirkt also bedrohlich und wird deswegen lieber ausgesetzt.

Ein Sprichwort bringt es gesellschaftskritisch so auf den Punkt: „Gesund sein bedeutet, die Krankheiten der Nachbarn zu haben.“ Anders gesagt: Aus dem Rahmen fällt, wer sich in den Rahmen der Nachbarn nicht einpassen lassen will.

So betrachtet scheinen „unter“ uns manche „Aussätzige“ zu sein, oder sehen Sie das anders?

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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