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Maria auf der Seite des Lebens

Gottesdienstentwurf zum “Hochfest der Gottesmutter Maria”

1. Januar Predigttext: Lk 2,16-21

Hintergrund

Im ausgehenden sechsten Jahrhundert wurde es in Rom, vermutlich unter byzantinischem Einfluß, üblich, ein Marienfest am 1. Januar zu feiern. Dieses Marienfest “Natalis sanctae Mariae” wurde keinem besonderen Ereignis in der Biographie Mariens zugeschrieben, sondern war einfach ein Gedenktag an Maria. Dieses Fest ging verloren, als in Rom die beiden byzantinischen Marienfeste “Verkündigung Mariens” (25. März) und “Aufnahme Mariens in den Himmel” (15. August) übernommen wurden. Spätestens im 14. Jahrhundert wurde auf dem 1. Januar das Fest der “Beschneidung des Herrn” in den römischen Kalender eingefügt. Mit der Kalenderreform von 1969 wurde der 1. Januar wieder ein Marienfest, das “Hochfest der Gottesmutter Maria”, an dem auch – und in der evangelischen Kirche ausschließlich – an die Namensgebung Jesu erinnert werden soll.

Liturgie

Abkürzungen: GDL: Gottesdienstleiter/Gottesdienstleiterin, D: Diakon, L: Lektor/Lektorin, GL: Gotteslob

Eröffnung

Orgelspiel

Begrüßung (GDL, L, D)

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen!
Jeder Anfang eines neuen Jahres weckt Hoffnungen und Wünsche, aber auch Ängste in uns. So unterschiedlich wir sind, die wir heute den Beginn des neuen Jahres feiern und an diesem Neujahrstag auch das Hochfest der Gottesmutter Maria, so unterschiedlich sind auch unsere Vorstellungen für dieses anbrechende Jahr. jeder und jede einzelne von uns hat der eigenen Biographie entsprechend ganz persönliche Visionen für dieses neue Jahr, die nicht zu trennen sind von den Erfahrungen des vergangenen Jahres. Visionen, die unsere Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume betreffen, die etwas zu tun haben mit unseren Familien, unseren Beziehungen, der eigenen Lebensgestaltung und der Schule, dem Studium oder dem Arbeitsplatz bzw. der Sorge darum. Bei aller Verschiedenheit unserer Lebensbiographien, Wünsche und Angste verbindet uns aber auch ein gemeinsamer Wunsch für die Zukunft: Möge das Leben gelingen. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Wunsch zum Ausdruck bringen in dem Lied: Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde.

Lied

Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, 1., 3. und 5. Strophe (im GL 002)

Einleitung zum Kyrie (GDL, D, L)

Unser gemeinsamer Wunsch für dieses neue Jahr ist: Möge mein Leben gelingen! Allerdings wäre es recht einsam um uns herum, wenn wir mit unserem gelungenen Leben alleine dastünden. Leben gelingt nicht ohne das Leben anderer Menschen in unserer Nähe.

Kyrie (L, D)

GL 023
Wir möchten Danke sagen für unsere Fähigkeiten und Talente, die wir im vergangenen Jahr entfalten konnten. (Pause.) Entschuldigen sollten wir uns dann, wenn wir diesen Reichtum nur für uns behalten haben.Liedruf: Herr, erbarme dich

Wir möchten Danke sagen für die Menschen, die unserem Leben im vergangenen Jahr gutgetan haben. (Pause.) Entschuldigen sollten wir uns dann, wenn wir uns selbst eigensüchtig anderen vorenthalten haben.

Liedruf: Herr, erbarme dich

Wir möchten Danke sagen für den Glauben, den wir in uns spüren und aus dem heraus wir das vergangene Jahr gestaltet haben. (Pause.) Entschuldigen sollten wir uns dann, wenn wir unseren Glauben anderen gegenüber verschwiegen haben.

Liedruf: Herr, erbarme dich

Vergebungsbitte (GDL)

Gott, der du in allem mächtig bleibst, du mögest uns vergeben, wenn wir unseren Reichtum nur für uns behalten haben, wenn wir uns selbst anderen vorenthalten haben und wenn wir dich in unserem Leben verschwiegen haben. Überrasche uns immer neu mit Lebendigkeit in unserem Leben und führe uns gemeinsam durch dieses Leben zu unzerbrechlichem Leben in dir, der du uns Vater und Mutter bist. Amen.

Gloria

GL 257, 5. Strophe, Dich, Gott Vater auf dem Thron

Tagesgebet (GDL)

Du, der du sagst: “Ich bin »Ich-bin-da«”,
Maria, die Mutter deines menschgewordenen Sohnes, hat den Mut und die Kraft gehabt, ihr eigenes Leben an die Seite ihres Sohnes jesus Christus zu stellen. So konnte ihr Leben gelingen in dir.
Hilf auch uns, im Namen Jesu unser Leben in die Hand zu nehmen, damit es aus dir heraus gelingt, der du der Gott des Lebens bist.
Das erbitten wir in ihm, Jesus Christus, der in der Kraft des Heiligen Geistes mit dir lebt und liebt, jetzt hinein in die Ewigkeit. Amen.

Lesung (L)

Num 6,22-27

Zwischengesang

GL 005, Stern über Betlehem, 1. bis 5. Strophe

Evangelium (GDL)

Lk 2,16-21

Predigt

Sagen Sie mir, wie hat Maria ausgesehen? War sie besonders schön, oder hatte sie eher ein markantes Gesicht? War sie auffallend kräftig, oder war eine schlanke Taille ihr Stolz? War sie mehr von robuster Natur oder doch eher etwas kränkelnd? Die meisten – besonders mittelalterlichen – Künstler sind sich da einig: Maria war schön, auch wenn man über die Bedeutung des Begriffes “schön” sehr engagiert streiten kann. Aber es gibt ja genügend Belegexemplare von der Schönheit Mariens in vielen Kirchen zu sehen. Skulpturen und Gemälde präsentieren eine freundliche, oft auch etwas lieblich anmutende Maria mit leicht verklärtem Blick. War sie so, diese Maria?

Ich möchte Ihnen heute ein anderes Bild von Maria zeichnen, das selbst in der modernen Kunst wenig Chancen auf Anerkennung findet. Mein Bild von Maria ist sehr einfach und in Gedanken sehr leicht nachzuzeichnen: Maria als ein Viereck an der Wand. Maria nur ein einfaches Viereck, ca. 1,70 m hoch und 60 cm breit; als Farbfassung würde ich Weiß vorschlagen, da Weiß für eine Hintergrundfarbe die geeignetste ist. Das ist mein Bild von Maria: Maria als Hintergrund für den Vordergrund Jesus. Maria, der Hintergrund, auf dem Jesus ungetrübt sichtbar wird. Maria hat Jesus sichtbar werden lassen, nicht nur als Mutter, die den Sohn Gottes zur Welt gebracht hat, die Hintergrund der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus war. Sondern: Maria gestaltet ihr ganzes Leben als einen Hintergrund, der Jesus zur Mitte werden läßt. Das Leben Mariens ist ein ständiges Hinweisen, ein Verweisen auf Jesus Christus. Maria entschied sich, dazusein, um auf Jesus zu zeigen, ihn sichtbar werden zu lassen. Maria lebt, sagt und zeigt: “Das ist Jesus, der Sohn Gottes.” Dieses Bild wird Maria wesentlich gerechter, weil es ins Bild bringt, wer Maria war und was ihr Leben gelingen ließ: Ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und mit all ihren Fähigkeiten und Talenten auf den zu zeigen, der Leben bringt, der Leben gelingen lassen kann, den Sohn Gottes.

Wir sind heute, am Fest Mariens, eingeladen, uns selbst zu befragen, ob wir ein ähnliches Bild von unserem Leben zeichnen möchten. Ob unser Lebensbild Hintergrund für den menschgewordenen Sohn Gottes sein soll. Dazu ist erst einmal notwendig, unser Leben mit all seinen Stärken und Schwächen anzunehmen. ja zu sagen zu uns selbst, weil Gott zu uns Ja sagt, um dann zu schauen: Wo können wir ihn in unserem Leben sichtbar werden lassen, bzw. was verhindert in unserem Leben die Sichtbarkeit Jesu?

Weil wir wissen, wie Jesus mit und für die Menschen gelebt hat, können wir mit dieser Frage das vergangene Jahr unseres Lebens befragen, wie wir es gelebt haben. Weil wir wissen, wie Jesus mit den ,Menschen und für sie gelebt hat, können wir mit dieser Frage aber auch dieses neue Jahr gestalten, damit unser Leben immer mehr gelingt.

Zweiminütige Pause

Glaubensbekenntnis (Gemeinde)

Ich glaube an Gott, der Frau und Mann nach seinem Bilde ins Leben ruft, der die Welt schuf und beiden Geschlechtern Herrschaft über die Erde gab.
Ich glaube an Jesus, Gottes Kind, auserwählt von Gott, geboren von einer Frau, Maria.
Ich glaube an Jesus, der Frauen zuhörte und sie liebte, der in ihren Häusern war, der über das Reich Gottes mit ihnen sprach, der Jüngerinnen hatte, die ihm nachfolgten und zu ihm standen.
Ich glaube an Jesus, der mit einer Frau am Brunnen über Theologie sprach und ihr zuerst anvertraute, daß er der Messias ist, so daß sie aufbrach und Menschen die große Neuigkeit brachte.
Ich glaube an Jesus, der sich salben ließ von einer Frau in Simons Haus, der die männlichen Gäste zurechtwies, die sich darüber empörten.
Ich glaube an Jesus, der eine Frau am Sabbat heilte, weil sie ein Mensch war.
Ich glaube an Jesus, der von Gott sprach wie von einer Frau, die einen verlorenen Groschen sucht, wie von einer Frau, die fegte, um das Verlorene zu suchen.
Ich glaube an Jesus, der auferstanden zuerst Maria aus Magdala erschien und sie mit der Botschaft aussandte: Gehe und sage es den anderen …
Ich glaube an den Heiligen Geist, der sich über den Wassern der Schöpfung und über der Erde bewegt. Ich glaube an den Heiligen Geist, der in uns sich sehnt und für das, was unaussprechbar ist, bittet. Ich glaube mit den Frauen und Männern, die als Kirche auf dem Weg dem Gott des Lebens trauen und auf ihn hoffen in unserem Bruder Jesus Christus.

Fürbittendes Gebet GL 127

Magnificat

Bei einer Eucharistiefeier werden während des Magnificats die Gaben zum Altar gebracht. Bei einem Wortgottesdienst geht es in diesem Formular nach dem Magnificat weiter mit dem Vater unser, Friedensgebet, Friedensgruß, Schlußgebet, Segen und Schlußlied.

Gabengebet (GDL)

Du, der du sagst: “Ich bin »ich-bin-da«”,
wir möchten dir danken für Maria, die mutig ihr Leben an die Seite ihres Sohnes Jesus Christus stellte.
Stärke uns durch dieses Mahl, damit wir uns für Jesus Christus stark machen und so immer neu zu Anwälten und Anwältinnen des Lebens in der Welt werden.
Das erbitten wir in ihm, Jesus Christus, deinem Sohn, der in der Kraft des Heiligen Geistes mit dir lebt und liebt jetzt hinein in die Ewigkeit. Armen.

Präfation (GDL)

vom Tag

Heilig

GL 469 Heilig ist Gott in Herrlichkeit

Hochgebet IV (GDL)

Kirche auf dem Weg zur Einheit

Vater unser

GL 362

Friedensgebet (GDL, L, D)

Herr Jesus Christus, wir bitten dich,
schau nicht auf das, was uns von dir und untereinander trennt, sondern schau auf das, was uns verbindet, auf unseren Glauben, auch wenn er oft sehr schwach ist, und schenke uns deinen Frieden.

Friedensgruß (GDL/D)

Der Friede des Herrn sei mit euch. Und mit deinem Geiste.

Lied zum Friedensgruß

GL 473, 1. + 3. Strophe: Im Frieden dein, o Herre mein

Agnus Dei

gesprochen

Kommunionausteilung

Weihnachtliche Orgelmeditation

Schlußgebet (GDL)

Du, der du sagst: “Ich bin »Ich-bin-da«”,
wir danken für das Geschenk deines Sohnes Jesus Christus, der uns lebendig macht.
Hilf auch uns, damit wir wie Maria auf der Seite des Lebens stehen und dich bezeugen als den Gott des Lebens in ihm, Jesus Christus, der in der Kraft des Heiligen Geistes mit dir lebt und liebt jetzt hinein in die Ewigkeit. Amen.

Segenswunsch L:

Ich bitte nicht, du mögest niemals so einen Schmerz in deinem Leib zwischen Fleisch und Muskeln spüren, der dich bange werden läßt, unwissend, ob er vergeht oder Anfang deines Endes ist.

Ich bitte nicht, dir möge die Frage erspart bleiben, was wird morgen aus meiner Arbeitskraft werden, wo kann ich in Zukunft meine Fähigkeiten einbringen, werde ich morgen Anerkennung erfahren?

Ich bitte nicht, der Zweifel möge dich niemals befallen: Was bin ich wert, liebt mich noch ein Mensch, bin ich nicht einfach nur überflüssig?

Ich bitte nicht, dir möge dieses große schwarze Loch ohne jeden Halt erspart bleiben, in das du einfach nur hineinfällst.

Ich wünsche dir nicht, daß all das nicht geschehen möge, was geschehen wird.

Wünschen möchte ich dir:

Haut, die dich streichelt und die auf dich wartet, gestreichelt zu werden.
Hände, die dich halten und die du zu halten dich sehnst.
Augen, die dir nachgehen und in die du hineinschaust.
Ein Wort, das dich trägt, und ein Mund, der es nie vergißt.
Ich wünsche dir ein du und diesem du dich, bis dorthin, wo uns nichts mehr halten kann.

(Aus: Christoph Stender, Für mich ist was drin, Bergmoser + Höller Verlag, Aachen, 1997)

Segen (GDL)

So sei Gott tragendes Wort für unser Leben und Halt dort, wo uns nichts mehr halten kann.
Daher segne …!

Schlußlied:

GL 595, 1.-3. Strophe: Maria breit den Mantel aus

Auszug:

feierliches Orgelspiel

Aus “Maria, Schwester im Glauben – Neue ökumenische Texte für Gebet und Liturgie” hrsg. von Angela M.T. Reinders, Bergmoser + Höller Verlag, 1998. In Ausschnitten erschienen in: Maria 2008 – Gebete, Meditationen, Impulse zu den Hochfesten, Marienfeiertagen und zum Rosenkranz. Zusammengestellt von Simone Honecker. Leipzig. St. Benno-Verlag GmbH 2007.
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