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Schmerzliche Gedanken

Eine in allen Disziplinen der Wissenschaft, die sich mit dem Thema Schmerz befassen, gleichermaßen anerkannte Definition des Begriffes Schmerz finden zu wollen ist aussichtslost, oft gibt es nur Annäherungen in Ursache und Vergleichbarkeit. Schmerz ist oft unklar. Einzelne Personen oder Gruppierungen von Personen, denen in der Gesellschaft (systematisch) Schmerz zugefügt wurde, fordern von den Verursachern eine finanzielle „Gegenleistung“ für den erlittenen Schmerz, die oft bezeichnet wird als Wiedergutmachung, Abfindung oder Schmerzensgeld. Streitbar ist meist die Höhe solcher „Zuwendungen“.

In manchen Kulturen ist die „Antwort“ auf durch Menschen zugefügten Schmerz Rache und Vergeltung, die oft ihre Begründung findet in einer falsch interpretierten Aussage des Alten Testamentes „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (Exodus 21,23). Mit dieser Regel ist im eigentlichen Sinne verbrieft das ein zugefügter Schaden durch gesellschaftlich anerkannte Verfahren reguliert wird (Talionsrecht) und damit die Selbstjustiz einer geschädigten Person oder Partei gerade verhindert werden soll.

Frauen und Männer haben in verschiedenen christlichen Epochen, auch durch kirchliche Gruppierungen angeregt, sich danach gesehnt Anteil an den Schmerzen Jesu auf seinem Weg ans Kreuz zu erlangen, indem sie sich selbst durch Peitschenschläge oder Bußgürtel Schmerzen zugefügt haben. Solche Bußrituale werden auch heute noch vereinzelt praktiziert. Doch die Versuche, den Schmerz eines anderen Menschen nachzuempfinden oder sogar teilen zu wollen sind fragwürdig, wohnt ihnen ungewollt doch ein gewisser Hohn inne.

Wie kann ein Außenstehender einen realen Schmerz, den ein anderer Menschen z.B. kriegs- krankheits- oder verlustbeding erlebt, „gleich“ empfinden in einem Nachempfinden, also einem dem Schmerz „hinterher“ empfinden? Wie ist ein real erlebter Schmerz teilbar: „Du die Hälfte ich die Hälfte.“

Als Anteilnahme öffentlich zu formulieren „den Schmerz eines anderen Menschen zu teilen“ ist gut gemeint aber nicht unbedingt schmerzlindernd. Auch wenn der Schmerz eines Menschen sein Gegenüber manchmal unsicher sein lässt so verhält er sich emphatisch, im Sinne von erkennen und verstehen, dem Schmerz eines Menschen in würdigender Distanz zu begegnen und ihn nicht, wie auch immer, sich selbst einverleiben zu wollen.

In einer würdigenden Distanz lassen sich solche und ähnliche Worte finden: „Es schmerzt mich das ich dir deinen Schmerz nicht nehmen kann.“

Vielleicht findet eine solche Distanz in den Worten der Pfingstsequenz „Veni Sancte Spiritus“ auf den Anteilnehmenden übertrage ja auch noch weitergehende Anteilnahme: „In der Glut hauch Kühlung zu, Tröste den, der trostlos weint.“

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