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Waffen in Kinderhand

Vergangenen Samstag beeilte ich mich bei einsetzendem Regen vom Bahnhof in Richtung Burtscheid. Auf dem Bahnhofsvorplatz kreuzen zwei Kinder sehr dominant meinen Weg, die sich um einen Gegenstand in ihren Händen zanken mit den Worten: “Das ist meine … stimmt doch nicht, die ist mir … nein, die habe ich dir nur geliehen … das kann nicht sein… nun gib sie schon her…”

Und dann fiel der Gegenstand auf das Kopfsteinpflaster und ich sah sie für Bruchteile von Sekunden da liegen, und die Kinder sahen dass ich sie da liegen sah. Dann waren zwei Sekunden der Zeit eingefroren. Und eines der Kinder bückte sich, hob sie auf und beide liefen davon. Und im weitergehen hörte ich von Regentropfen gedämpft ihre Kinderstimmen: “Und die ist doch mir …!” Es ging bei dem Streit der Kinder um einen Revolver, natürlich aus Plastik, unecht, “Kinderspielzeug”, aber sehr originalgetreu, soweit ich das als jemand, der an Waffen nicht interessiert ist beurteilen kann.

Welche Bilder mich auf meinem Nachhauseweg dann begleiteten brauche ich Ihnen hier wohl nicht zu schildern, Sie kennen sie aus Presse und Fernsehen der vergangenen Tage. Was solch ein entsetzliches Ereignisse hätte verhindern könnte, ist heute noch Mutmaßungen, und ich weiß auch nicht wirklich was zukünftig zu tun wäre. Aber ich frage mich, ob wir die Kindern und Jugendlichen konkret in den Familien und unseren Aachener Schulen, nicht noch mehr stärken können damit sie erkennen, das Waffen ein “Symbol” für ein mangelndes Selbstwertgefühl des Menschen sind und deshalb in die Katastrophe führen können und führen.

Hiermit meine ich nicht unsre Polizeibeamtinnen und -beamten, die Waffen tragen müssen um im Notfall die Bevölkerung und sich selbst zu schützen. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass jede Waffe in der Hand eines Menschen “nur” eine Verlängerung seines Armes ist, mit dem Ziel ihren Aktionsradius, sich selbst nicht verletzend, zu erweitern. Waffen gegen einen Menschen zu richten ist Brutalität. Waffen sind kein Zeichen der Stärke, sondern Indiz der Einsamkeit, der Verarmung und der Unfähigkeit zur Kommunikation eines Menschen.

Wie hätte ich das aber diesen beiden Kindern auf dem Bahnhofsvorplatz vermitteln können, die doch offenbar von ihrem Erlernten begriffen haben: Eine Waffe ist etwas ganz tolles, denn mit ihr in der Hand ist man wer.

Quelle: Aachener Zeitung, 18. März 2009
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