Ein Insekt war ich in der Premiere der Oper „Das schlaue Füchslein“, einem Märchen für Erwachsene, das am Krefelder Theater in meiner Kindheit aufgeführt wurde.
Ich war mit der erste auf der Bühne und der Dirigent signalisierte wann ich über die Bühne zu flatterten hatte, allerdings nur mit ca. 10 zu singenden Worten, an zwei erinnere ich mich noch, Gevatter und altmodisch.
Für Sekunden war ich, die anderen auf der Bühne drumherum, der Mittelpunkt. So kam es mir vor, ich war stolz wie Bolle.
Heute ist mir klar, dass diese Oper davon lebte, dass immer wieder andere der Schauspieler und Sänger im Mittelpunkt standen. Zum Mittelpunkt aber wurden sie nur, da die Mitspieler um sie herum ihre Rolle stark machten, sie zum Mittelpunkt werden ließen.
Für Augenblicke Mittelpunkt zu sein produziert aber keine Hierarchien, da niemand zum Hintergrund wird, weil es keinen alleinigen Vordergrund gibt. Es geht um ein Wechselspiel. Der Mittelpunkt wird getragen von den Menschen drumherum, die im Wechsel selbst mit ihren eigenen Fähigkeiten zu anderen Gelegenheiten Mittelpunkt werden können.
Zum Mittelpunkt werden aber geschieht auf sehr unterschiedlichen Bühnen, den großen der Welt, wie den kleinen unseres Alltags. So werden Menschen umgeben von einer Hand voll Menschen und andere umgeben von Millionen zum Mittelpunkt.
Ich erinnere mich bruchstückhaft an den sowjetischen Kosmonaut Juri Gagarin, der nach 108 Minuten Flug im Orbit am 12. April 1961 als internationaler Star gefeiert wurde. In den weltweiten Medien war er für Millionen Menschen einige Tage Mittelpunkt.
Am 11. Oktober 1962 erlebte ich zum ersten Mal vor einem Fernseher sitzend die Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils. Papst Johannes XXIII wurde als Mittelpunkt in den Petersdom getragen.
Diese Ereignisse fanden auf den großen Bühnen der Welt statt.
Natürlich geht es auch einige Nummern kleiner, so auf den Bühnen alltäglichen Lebens. Da wird ein Bekannter durch seine Verabschiedung aus dem Berufsleben zum Mittelpunkt, ein befreundetes Paar durch ihre Hochzeit und eine alte Freundin anlässlich ihres Jubiläums.
Auf den kleinen Bühnen des Alltags werden in den kommenden Tagen nach Ostern, wie dem Weißen Sonntag, in vielen Gemeinden Mädchen und Jungen zum Mittelpunkt, die umgeben von Gemeinde, Familie und Freunden das Fest ihrer Erstkommunion feiern. Der Mittelpunkt einer jeden Eucharistiefeier, Jesus Christus, macht durch sein sich Verschenken die jungen Menschen zum Mittelpunkt.
Feierlich wird der Gottesdienst in den Gemeinden gestaltet und mit dem festlichen Beisammensein danach spüren die Kinder Mittelpunkt zu sein.
Allerdings oft schon am Tag danach gewinnt der Alltag sein Recht zurück ganz „normal“ zu sein und die Mittelpunkte von gestern müssen sich einreihen.
Doch einmal in der Kirche so Mittelpunkt gewesen zu sein kann bei Kindern Spuren hinterlassen, wenn sie spüren neu dazuzugehören. Sie sind mit am Tisch des Herrn, ihre Stimme, ihre Anliegen werden gehört. Gemeinde ist ein Raum, in dem sie sich entfalten können. Ihre Fähigkeiten sind gefragt und ihr da sein allein ist Reichtum in der Gemeinde. Vielleicht werden sie dann auch immer mal wieder, die Gemeinde stärkend, zum Mittelpunkt.